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Universitätsklinikum Essen
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Anästhesieverfahren

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen den beiden großen Anästhesieverfahren Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) und Regionalanästhesie (Teilnarkose bzw. Betäubung einzelner Körperregionen), die wir Ihnen an dieser Stelle näher vorstellen möchten.

Die nachfolgenden Verfahren werden durch erfahrene Anästhesisten durchgeführt und von speziell ausgebildeten Anästhesiepflegekräften unterstützt, sodass Risiken und Komplikationen so gering wie möglich gehalten werden. Hierbei werden unsere Anästhesistinnen und Anästhesisten im Rahmen ihrer 5-jährigen Ausbildung zum Facharzt kontinuierlich von Oberärzten begleitet. Jeder Patient wird während der Narkose von einem Anästhesisten und einer Pflegekraft betreut.


Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)

Allgemeinanästhesien (Vollnarkosen) sind sehr sicher und gut verträglich. Man spricht von einer Allgemeinanästhesie bei der vollständigen Ausschaltung aller Körperwahrnehmungen. Dieser Effekt wird durch die Kombination verschiedener Medikamente erzielt. Hierzu gehören schmerzstillende, schlaffördernde sowie die Muskulatur entspannende Medikamente, die man entweder über einen venösen Zugang appliziert oder der Atemluft beimischt. Die Allgemeinanästhesie geht immer mit einer teilweisen bis vollständigen Dämpfung des Atemantriebs und der Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung einher.

Die Allgemeinanästhesie wird abhängig von der Art der Atemwegssicherung in Maskennarkose, Larynxmaskennarkose oder Intubationsnarkose unterteilt. Die Atemwegssicherung und die Steuerung der Beatmung wird bei allen Allgemeinanästhesien durch einen Anästhesisten/-in durchgeführt und überwacht.

Bei einer Maskennarkose erhält man weitestgehend die eigene Atmung und mischt der Atemluft ein Narkosegas bei. Nach kurzer Zeit schläft man ein und verbleibt in diesem Zustand solange man Narkosegas einatmet. Sobald man die Narkosegaszufuhr beendet, kehrt das Bewusstsein nach wenigen Augenblicken zurück. Sie eignet sich insbesondere für kurze Untersuchungen und Eingriffe.

Hierfür wird bei tief schlafenden Patienten eine Larynxmaske („Kehlkopfmaske“) in den Rachenraum einführt. Diese modelliert sich an die Rachenkontur an, dichtet die Atemwege oberhalb der Speiseröhre ab und der/die Patient/in lässt sich beatmen. Diese Methode eignet sich hervorragend für kleinere Eingriffe, jedoch wird bei längeren Eingriffen das Eindringen von Mageninhalt in die Lunge nicht sicher verhindert.

Bei großen operativen Eingriffen reicht eine Larynxmaskenarkose nicht aus. In diesen Fällen muss in tiefer Allgemeinanästhesie ein Beatmungsschlauch (Tubus) in die Luftröhre eingebracht werden. Dieser Beatmungsschlauch wird über einen luftgefüllten Ballon in der Luftröhre gegenüber dem Rachenraum komplett abgedichtet, um das Eindringen von Flüssigkeiten in die Lunge zu verhindern. Nach Platzierung des Beatmungsschlauches wird anschließend die Atemfunktion durch den Anästhesisten mittels eines Beatmungsgerätes gesteuert.

Regionalanästhesie (Teilnarkose)

Bei einer Regionalanästhesie (Teilnarkose) wird gezielt durch das Applizieren von Medikamenten in die Nähe von Nerven das Schmerzempfinden und manchmal auch die Bewegungsfähigkeit einer Körperregion ausgeschaltet. Bei diesen Verfahren wird zwischen den rückenmarksnahen Regionalanästhesieverfahren (Spinal-, Epidural- und Kaudalanästhesie) sowie den peripheren Nervenblockaden (Plexusanästhesie) unterschieden. Durch  eingelegte Katheter kann auch nach einer Operation die Schmerztherapie fortgeführt werden.

Falls nötig, kann die Regionalanästhesie mit einer Sedierung („Dämmerschlaf“) und/oder einer Allgemeinanästhesie kombiniert werden.

Rückenmarksnahe Anästhesieverfahren ermöglichen schmerzfreie Eingriffe im Brustkorbbereich, im Bauchraum, im Beckenbereich sowie an den Beinen.

Spinalanästhesie

Nach einer örtlichen Betäubung im unteren Rückenbereich führt der Anästhesist eine dünne Nadel zwischen den Wirbelkörpern in den Liquorraum (Nervenwasserraum) ein und injiziert anschließend ein gut verträgliches lokales Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum). Kurz nach dem Einspritzen verspüren Sie ein Wärme- und Taubheitsgefühl in den Beinen und können diese bald nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr bewegen. Das Schmerzempfinden wird daraufhin in dem betäubten Areal ausgeschaltet und ermöglicht operative Eingriffe. In Abhängigkeit des verabreichten Lokalanästhetikums beträgt die Wirkdauer zwischen einer und vier Stunden.

Epidural- und Kaudalanästhesie (Periduralanästhesie)

Bei der Periduralanästhesie (PDA), auch Epiduralanästhesie genannt, wird nach örtlicher Betäubung am Rücken eine Hohlnadel zwischen den Wirbelkörpern in den Raum vor dem Rückenmark (Epiduralraum) eingeführt. Hierbei wird in der Regel über die Hohlnadel ein dünner Schlauch (Katheter) eingelegt. Über diesen Katheter werden während und nach einer Operation schmerzlindernde Medikamente gegeben. Die Hohlnadel wird nach Anlage des Katheters entfernt. Die Periduralanästhesie wird vor allem im Bereich der Geburtshilfe eingesetzt, um die Wehenschmerzen unter der Geburt zu reduzieren. Aber auch bei großen Operationen im Brustkorb- oder Bauchbereich, sowie bei Becken- und Beinoperationen wird die Periduralanästhesie zusätzlich zur Allgemeinanästhesie verwendet. In den ersten Tagen nach großen Operationen kann mit den im Epiduralraum eingelegten Kathetern sehr wirkungsvoll eine auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Schmerzlinderung erfolgen. Erfolgt die Anlage der Periduralanästhesie im unteren Bereich des Steißbeins, so spricht man auch von einer Kaudalanästhesie (=Sakralblock). Dieses Verfahren eignet sich vor allem zur Schmerzausschaltung bei Säuglingen und Kleinkindern und wird zumeist in Ergänzung zu einer Allgemeinanästhesie durchgeführt.

Unter einer Plexusanästhesie ist die gezielte Betäubung von Nervengeflechten zu verstehen. Der Anästhesist schaltet hierbei das Schmerzempfinden durch Einspritzen eines Betäubungsmittels (Lokalanästhetikum) zum Beispiel in Ihrem Arm, Ihrer Schulter oder Ihrem Bein aus. Sie bleiben somit bei Bewusstsein, verspüren aber keinen Schmerz. Um das entsprechende Nervengeflecht zu finden und das Lokalanästhetikum sicher im Gewebe rund um das Nervengeflecht zu deponieren, kommen die Ultraschalldiagnostik sowie eine spezielle Nervenstimulation zur Anwendung.

Für Operationen an Schulter, Arm oder der Hand kommt die so genannte Armplexusanästhesie in Frage. Bei Eingriffen an Hand, Unterarm oder Ellenbeuge wird das örtliche Betäubungsmittel in der Regel in die Achselhöhle eingespritzt (axilläre Plexusanästhesie). Bei Eingriffen an Schulter oder Oberarm wird das Lokalanästhetikum zumeist oberhalb des Schlüsselbeins bzw. am Hals eingespritzt (interskalenäre Plexusanästhesie). Bei Eingriffen an der Hand oder am Unterarm ist auch die gezielte Betäubung einzelner Nerven möglich (Nervenblockaden). Die Betäubung erfolgt dann in der Regel in Höhe des Ellenbogens oder des Handgelenks.

Für Operationen im Bereich des Kniegelenks, des Unterschenkels und des Fußes besteht die Möglichkeit, die Nerven des betroffenen Beines zu betäuben. Hierbei wird das Lokalanästhetikum unterhalb der Leiste in die Nähe der Nerven eingespritzt. Das Bein ist danach vom Oberschenkel abwärts gefühllos und Operationen können schmerzfrei durchgeführt werden. Im Fuß kann die Blockade einzelner Nerven auch in Höhe des Knies oder des Fußgelenks durchgeführt werden.

Eine Möglichkeit zur Schmerzreduktion nach großen Operationen im Bauch oder Brustkorb stellen sog. Faszienblöcke dar. Bei dieser Technik wird ein Betäubungsmittel ultraschallgeschützt in Muskellogen der Bauch oder Brustwand (Bereich zwischen der inneren und mittleren Muskelschicht) eingebracht. Das Betäubungsmittel verteilt sich nach Applikation in diesen Logen, betäubt die dort verlaufenden Nerven und führt damit zu einer Schmerzreduktion in dem Bereich in dem z.B. die Operationswunde ist.

In aller Regel werden diese Verfahren, ähnlich der Periduralanästhesie, zusätzlich zur Allgemeinanästhesie eingesetzt.